Im Bereich der gesamten Chirurgie ist das Schlagwort „minimalinvasiv“ nicht mehr wegzudenken. In allen Bereichen haben sich verschiedene minimalinvasive Methoden etabliert um so die Versorgung von bestimmten Erkrankungen sicherer und einfacherer zu gestalten.
Minimalinvasiv bedeutet, dass man versucht, bestimmte Operationen in gleich guter Qualität mit einer deutlich geringeren Belastung für den Patienten durchzuführen.
Dazu zählt nicht nur, dass die oberflächlichen Hautschnitte und die damit verbundenen späteren Narben wesentlich kleiner sind, sondern vor allem auch dass in der Tiefe chirurgisch weniger anatomische Strukturen voneinander getrennt werden müssen.
Diese Arbeit in der Tiefe, das sogenannte Operationstrauma, soll bei diesen minimalinvasiven Verfahren auf ein Minimum reduziert werden. Hierdurch verbessert sich einerseits die Narkoseführung, andererseits ist auch die weitere Behandlung nach der Operation für den Patienten und auch die beteiligten Physiotherapeuten einfacher und schneller. Darüber hinaus ist der Blutverlust während der Operation geringer und mit zunehmender Erfahrung des Operateurs werden auch die Operationszeiten kürzer.
Dies bedeutet, dass von den minimalinvasiven Verfahren vor allem auch ältere Patienten profitieren, deren operative Versorgung noch vor 10 Jahren aufgrund der schwere und Länge der Operation nicht möglich gewesen wäre.
Im Bereich der Wirbelsäulenchirurgie können eine Vielzahl von Erkrankungen minimalinvasiv angegangen werden. Zunächst einmal kann der Spinalkanal, das heißt der Raum an der Wirbelsäule in welchem das Rückenmark verläuft endoskopisch mit einer speziellen Optik über einen ca. 7-8 mm langen Hautschnitt eingesehen werden.
Über diese Hightech-Optik können gleichzeitig feinste Arbeitsinstrumente eingebracht werden und somit Bandscheibenvorfälle der Lendenwirbelsäule entfernt werden.
Sollte sich ein Bandscheibenvorfall für diese Technik nicht eignen, sind darüber hinaus sogenannte mikrochirurgische Verfahren möglich. Hierbei werden 2-3 cm lange Hautschnitte angelegt, das Gewebe mit speziellen Spreizern aufgedehnt und anschließend unter Zuhilfenahme eines speziellen Operationsmikroskopes die Wirbelsäule und vor allem die Nervenstrukturen in der Tiefe dargestellt.
Mit diesen mikrochirurgischen Methoden lassen sich sowohl Bandscheibenvorfälle als auch sogenannte Spinalstenosen behandeln. Die Spinalstenose ist dabei eines der häufigsten Krankheitsbilder an der Wirbelsäule des alten Menschen.
Weitere minimalinvasive Techniken stellen die Zementiertechniken zur Behandlung osteoporotischer Frakturen dar. Hierbei existieren verschiedene Verfahren um den Zement in den Wirbelkörper einzubringen. Darüber hinaus stehen auch eine Vielzahl von sogenannten Hightech-Zementen zur Verfügung. Welcher Zement bei welchem Patient Anwendung findet, muss im Einzelfall vom Team der Wirbelsäulenchirurgie entschieden werden.
Sollten über die Zementanwendung hinaus weitere Stabilisierungen an der Wirbelsäule notwendig sein, so können praktisch über den kompletten Bereich der Wirbelsäule die hierzu notwendigen Schrauben über wenige Millimeter lange Hautschnitte durch die Haut, das heißt percutan unter Röntgenkontrolle gesetzt werden. Sollten im Falle einer ausgeprägten Osteoporose die Schrauben keinen ausreichenden Halt im Knochen finden, so können sie mit einem der oben genannten Knochenzemente zusätzlich im Knochen verankert werden. Selbst diese Zementverankerung, welche auch als Zementaugmentation bezeichnet wird, kann percutan über spezielle Kanülen erfolgen. Hiermit lassen sich auch schwerste osteoporotische Brüche sicher und stabil versorgen.
Bei bestimmten Erkrankungen ist neben der Stabilisierung mit den speziellen Schraubestabsystemen zusätzlich eine Entfernung der im vorderen Bereich der Wirbelsäule gelegenen Bandscheibe notwendig. Der dadurch entstehende Raum wird dann mit Knochen aufgefüllt, des Weiteren wird in aller Regel ein sogenannter Cage, das heißt ein Metallkörbchen, aus Titan, ebenfalls mit Knochen befüllt in die Bandscheibe eingesetzt. Auch dieser Vorgang kann minimalinvasiv über spezielle Röhrensysteme und zusätzlichem Einsatz des OP-Mikroskopes erfolgen.
Durch den Einsatz dieser Techniken lassen sich die Risiken dieser sogenannten 360° Fusion auf ein Minimum reduzieren. Dennoch ist weiterhin ein sehr gutes operatives Ergebnis, genau wie bei den früheren offenen Operationen gewährleistet. Denn, am wichtigsten ist das langfristige operative Ergebnis. Und hier müssen sich diese minimalinvasive Operationen mit den seit langer Zeit bewährten offenen Verfahren messen können. Schließlich darf nicht gelten, minimalinvasiv gleich minimaleffektiv, sondern die minimalinvasive Operation muss mit den gleichen Ergebnissen wie die etablierten Verfahren auftrumpfen, bei ansonsten jedoch deutlich reduzierten Risiken und Belastungen für den Patienten.